Italien: Trentino – Bozen Motorradtour
- 190 km
- 1 Tage
- 1793 m
Gemütliches Warm-Up: Bozen-Rundreise
Über Bozen als Tourenausgangspunkt mag man herrlich streiten, gehört die Landeshauptstadt Südtirols doch zu den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten am Zusammenfluss zwischen Eisack und Etsch. Dennoch bietet Bozen mit seiner überschäumenden Lebendigkeit alle Annehmlichkeiten, die man sich nach einem langen Tag im Sattel wünschen kann, bietet pralle Geschichte in den engen Altstadtgassen ebenso, wie eine Vielzahl an Cafés, Restaurants und Einkehrmöglichkeiten.
Aber aufgepasst: Bozen erstickt vor allem morgens und abends regelmäßig im Verkehr. Meide also unbedingt die Rushhour und lasse uns ganz früh am Morgen nach Süden aus der Stadt hinaushuschen.
Mix aus Wein und Kurven
Rasch fangen uns die horizontweiten Weinberge der Südtiroler Weinstraße ein, rund um Appiano breitet sich immerhin Südtirols größtes Weinanbaugebiet aus. Sein südländisches Flair, seine historischen Landsitze und schmucken Weindörfer verbinden sich mit der kurvenreichen Landstraße zu einem Genuss für alle Sinne. Wohin auch das Auge schweift, überall finden sich Zeitzeugen vergangener Tage, Botschaften einer Lebenskultur, die ihresgleichen sucht. Über 180 Burgen und Schlösser zeugen in der burgenreichsten Region Europas von einer bewegten Vergangenheit. Manche Burgen ragen hoch über der Talsohle hinaus, andere sind in Weingütern eingebettet oder schauen von den Hügeln hinab ins Tal. Ungezählte Türme, Mauern und Wehrgänge, Rittersäle und Burgkapellen erzählen die Geschichte dieser so sehenswerten Region. Und zwischen Appiano und Caldaro liegt sogleich ein erster Abstecher, den wir uns zusätzlich leisten können.
Dann schwingen wir am Westufer des kleinen Lago di Caldaro entlang, unterqueren die das Etschtal zerteilende Brennerautobahn und wenden uns nach dem Örtchen Ora gen Osten. Sechs waschechte Spitzkehren später verlassen wir die SS48 und folgen den Wegweisern nach Aldino hinauf in die Hügel nach Nova Ponente/Deutschnofen und weiter zum ausgeschilderten Karerpass. Fern am Horizont grüßen bereits die ersten berühmten Dolomitengipfel zu uns herüber – keine Sorge: Die gönnen wir uns allesamt noch. Hast du gerade jetzt vielleicht Lust auf einen weiteren Abstecher? Bitte sehr …
Viel Verkehr, dennoch ein Genuss
Die „Große Dolomitenstraße“ von Bozen kommend führt als eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen über den Karerpass/Passo di Costalunga (1.745 Meter) weiter nach Canazei. Und wenngleich ziemlich verkehrsreich lohnt dieser Pass eine Erfahrung, nicht zuletzt aufgrund seiner grandiosen Ausblicke auf den Rosengarten und das Latemar-Massiv. Und am hübschen Karersee bitte unbedingt einen Fotostopp einlegen. Noch vor dem Karerpass zweigt linker Hand unsere nächste Abstecher-Empfehlung ab.
Durch das malerische Fassatal wedeln wir anschließend nach Canazei. Nette Cafés und Restaurants laden bei Bedarf zu einem Boxenstopp, bevor wir frisch gestärkt die Südrampe des Sellajochs in Angriff nehmen. Ach ja und in der Mitte dieser kehrenreichen Auffahrt zweigt rechter Hand der nächste Abstecher dieser Tour ab: Der Aufstieg zum Passo Pordoi, dem wir uns allerdings auf der Dolomiten-Legenden Tour 2 noch ausgiebig widmen werden.
Motorradfahrt zur Königin der Dolomiten
Das Sellajoch/der Passo Sella zählt mit seinen 2.213 Höhenmetern zweifelsohne zu den berühmtesten, wenngleich fahrerisch nicht extrem anspruchsvollen Dolomitenpässen. Er verbindet das Grödner- mit dem Fassatal, sein Reiz liegt vor allem in seiner Beliebtheit bei italienischen Bikern. Die Passhöhe ist der Pflicht-Boxenstopp auf der legendären „Sella-Runde“, ein Nachteil sei allerdings nicht verschwiegen: Sowohl Reisebusse als auch Wohnmobile glauben, jene Sella-Umrundung fahren zu müssen. Vor allem zur Hauptreisezeit im August geht es deshalb hier oben oftmals sehr eng zu.
An der Ostflanke des gewaltigen Sella-Blocks schwingen wir anschließend hinunter in das idyllische Grödnertal/Val Gardena. Oder aber zu einem weiteren Abstecher rechter Hand hinauf zum Grödnerjoch, dem wir uns aber auf der Dolomiten-Legenden Tour 1 noch metergenau nähern werden.
Feinste Grödner Kurvenhatz
Genieße die nun anschließende Kurvenhatz durch das Grödnertal, zweifellos einem der schönsten Täler Südtirols. Das Gader-, Grödner- und Fassatal gehören zum letzten Rückzugsgebiet der Ladiner, einem rätoromanischen Volksstamm, der seit Urzeiten die Dolomiten besiedelt. Dreisprachige Beschilderungen in Deutsch, Italienisch und Ladinisch sind hier ebenso selbstverständlich, wie eine Kultur tief verwurzelt in der Welt der Berge. Kein Wald wird gerodet, wo Lawinengefahr besteht, kein Haus gebaut, wo reißende Bäche lauern, kaum ein Fenster existiert an den Nordseiten und die Hausdächer haben zur optimalen Schneelastverteilung exakt 25º Neigung. Hochinteressante Einblicke in diese Kultur bietet das „Museum Ladin“ in Sankt Martin im östlich angrenzenden Gadertal. In Sankt Ulrich gabelt sich unser Weg, rechter Hand liegt der Abstecher zum Panider Sattel, unsere Tour zweigt allerdings links ab.
Ein wahrlich genüssliches Kurvengemenge bietet unser weiterer Weg hinab nach Kastelruth. Nach vier Spitzkehren öffnet sich das gewaltige Eisacktal, das wir über Ponte Gardena zügig queren, um gemütlich retour zum Ausgangspunkt zu fahren. Das aber bitte im fahrerischen „Abseits“ über die westlich des Eisacktales verlaufenden Höhen- und Panoramastraßen. Dazu folgen wir den Wegweisern hinauf nach Barbiano, einem malerisch am Hang drapierten Bergdorf mit imposanter Burganlage. Die Trostburg, eine der schönsten Schlossanlagen Südtirols, entstand Ende des 12. Jahrhunderts und wurde im Mittelalter zu einer uneinnehmbaren Festung umgebaut, in deren Mauern unter anderem der Minnesänger Oswald von Wolkenstein wohlbehütet aufwuchs.
Bitte nicht hupen
Über Longostagno erreichen wir das Örtchen Ritten/Renon inmitten eines herrlich gelegenen Hochplateaus zwischen den Südtiroler Flüssen Eisack und Talfer. Der Höhenrücken erstreckt sich nördlich von Bozen zwischen 800 und 1.500 Metern und ist schon seit über 400 Jahren ein beliebtes Sommerfrische-Idyll der Bozener Bürger. Von Weinreben bis zu alpinen Almen reicht das landschaftliche Spektrum. Die wenigen Straßen über den Ritten sind schmal und kurvenreich, an Sommerwochenenden auch gut frequentiert. Berühmt ist Ritten vor allem für ein markantes Naturphänomen – die Rittner Erdpyramiden. Sie sind die höchsten und wohl auch formschönsten in ganz Europa, sie wachsen bis zu einer Höhe von über 30 Meter aus dem Boden. Das Material der Rittner Erdpyramiden ist ein späteiszeitlicher Moränenlehm, aus dessen Steilhängen die Erdpyramiden bei Regen förmlich „herausgewaschen“ werden. Nur unter dem schützenden Dach größerer Steine bleiben die markanten Pyramidenkegel dann stehen und ragen keck in die Landschaft. Niemand weiß, wie alt sie sind oder noch werden. Nur eines ist gewiss: Fällt der schützende Stein, ist die Pyramide dem Untergang geweiht. Also bitte vorsichtshalber nicht hupen.
Und falls noch genügend Zeit im Tankrucksack ist, wedel doch eine Runde westlich hinüber in unseren Extra-Tipp. Oder in den letzten Schräglagen-Orgien hinab zu unserem Ausgangspunkt in Bozen.
Abstecher Nr. 1:
Rechter Hand zweigt die Piste hinauf zum Passo Mendola auf gemächlichen 1.365 Metern Höhe, einem Kurvenparadies, perfekt geeignet als Warm-Up für die großen Dolomitenpässe.
Abstecher Nr. 2:
Passo di Lavaze mit Passo d’Oclini – den idyllischen Lavaze (1.805 Meter) solltest du dir unbedingt als Doppelpack mit der oben am Pass abzweigenden, höchst aussichtsreichen Sackgasse hinauf zum Passo d’Oclini (1.870 Meter) gönnen. Echt sehenswert.
Abstecher Nr. 3:
Der Nigerpass/Passo di Nigra ist ein kurven- und abwechslungsreicher Alpenpass (1.690 Meter) unterhalb des Rosengartenmassivs. Die Nigerhütte ist ein sehr beliebter Bikertreff.
Abstecher Nr. 4:
Der Passo Pordoi auf 2.239 Metern Höhe – hoch alpines Gelände mit prächtiger Aussicht.
Abstecher Nr. 5:
Das Grödnerjoch auf 2.121 Metern, einer der beliebtesten Bikertreffs der Dolomiten.
Abstecher Nr. 6:
Der Panider Sattel, der trotz seiner gut 2.150 Höhenmeter derart unscheinbar ist, dass man ihn glatt übersehen könnte.
Sarntal
Bereits in der Steinzeit siedelten im Sarntal die ersten Jäger und Sammler, 1363 kam das Tal zum Habsburger Reich. Im 17. Jahrhundert erhielt die Bozener Handelsfamilie Wagner das Schloss Reinegg und nannte sich fortan „Grafen von Sarnthein“. Die dem Schloss angegliederte Kellerburg ist bis heute ihr Familiensitz. Der eigentliche Schatz des Tales sind aber die Sarner selbst: Rau und unnahbar auf den ersten Blick, dabei hilfsbereit und von überwältigender Gastfreundlichkeit. Irgendwie auch heute noch abgeschirmt von der Außenwelt haben sie sich ein kleines Paradies bewahrt, das vielleicht einzigartig in den Alpen ist. Das Sarntal mit seinem herrlichen Penser Joch ganz am nördlichen Talschluss ist stets meine erste Wahl, wenn es darum geht, genüsslich und mit viel Zeit im Tankrucksack von Bozen hinauf zum Brenner zu düsen – oder umgekehrt.
Weiteres Tourenmaterial
Gemütliches Warm-Up
Tourenset
Hinweis zum Kartenmaterial
Um die Nachfahrbarkeit unserer Tourenvorschläge zu gewährleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das für dein Navigationsgerät passende Routenprogramm importieren und dann in für das Gerät verdauliche Portionen aufteilen. Die endgültige Dateigröße ist dann abhängig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lässt sich diese Datei auch in den gängigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten für nahezu alle Geräte auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.