Sardinien und Korsika Motorradtour
- 1810 km
- 8 Tage
- 950 m
Motorradtour auf Trauminseln im Mittelmeer
Für die Mehrzahl aller Sardinien-Besucher ist Olbia, die Hafenstadt im Nordosten der Insel, der Einstieg für den Inseltrip. Die mit knapp 60.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Sardiniens ist eine der beiden Hauptstädte der Provinz Olbia-Tempio und per Fähre gut zu erreichen: Sie wird u.a. von Genua, Livorno, Piombino oder La Spezia angelaufen. Wir wählen die Nacht-Verbindung der Gesellschaft Moby Lines von Livorno und kommen so ausgeruht und voller Fahrfreude am frühen Morgen auf Sardinien an.
Gemeinsam mit Dutzenden anderer Motorradfahrer, Autos, Wohnmobilen und Bussen rollen wir von der Fähre und stellen uns für die ersten Kilometer aus dem Hafen und durch die Stadt in Richtung Norden schon mal auf Stop-and-go-Verkehr ein. Da jedoch nicht alle Ankommenden wie wir nach Norden, der berühmten Costa Smeralda entgegen, wollen und sich die Blechlawine in alle Himmelsrichtungen auflöst, geht es auch Dank der übersichtlichen Beschilderung recht zügig vorwärts.
Schnell lassen wir Olbia hinter uns und fahren auf der SS125, der SP73 und später auf der SP94 über Portisco in Richtung Porto Cervo. Bereits auf den ersten Kilometern sind wir begeistert von der Landschaft: Hügelig und kurvig stellt sie sich dar, zeigt sich an der Küste stark zerklüftet mit schroffen Felsformationen und präsentiert immer wieder begeisternde Blicke auf das Meer. Letzteres offenbart uns auch, warum dieser Abschnitt Costa Smeralda heißt: Smaragdgrün glitzert das Wasser im morgendlichen Sonnenschein.
Auserkoren durch die Reichen und Schönen dieser Welt als eine ihrer Top-Adressen, ist Porto Cervo vor allem bekannt. Zwischen Mai und September ist die VIP-Ansammlung hier wohl so groß wie kaum woanders und die mondäne Marina von Porto Cervo der beste Ort, um beim VIP-Watching vielleicht einen kurzen Blick auf Stars wie Cindy Crawford oder Victoria und David Beckham erhaschen zu können.
Wir suchen lieber das Weite und finden es auf der SP59 und unserem weiteren Weg durch die zauberhafte Landschaft viel schöner. Die Küstenlinie entlang, weiter in Richtung Nordwesten, immer wieder garniert mit Wow-Ausblicken. Wir genießen das beschwingte und genussvolle Fahren zu unserem Ziel Santa Teresa Gallura.
Überfahrt nach Korsika
Von hier aus starten wir unseren eintägigen Abstecher nach Korsika. Nur 12 Kilometer trennen die französische Insel mit der pittoresken Hafenstadt Bonifacio von Sardinien. Die Fähre befördert uns in knapp einer Stunde nach drüben.
Korsika ist für viele Besucher einzigartig. Einerseits glasklares Wasser und traumhafte strahlend weiße Sandstrände, mit die schönsten am Mittelmeer, andererseits eine Gebirgsregion, gemixt aus waldreichen Hügeln, saftig grünen Tälern, Felsformationen und zerklüfteten Küstenstreifen auf der anderen, bilden die Grundlage für viele Freizeitaktivitäten. Ruhe oder Action am Strand oder Abenteuer in der Natur, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder eben mit dem Motorrad, es gibt ein riesiges Angebot. Bezieht man die Bewohner der Insel, ihre Kultur und Geschichte mit ein, hat man jede Menge Gründe, Korsika kennenzulernen.
Unsere Tour im Süden der Insel startet in Bonifacio, der südlichsten Stadt Frankreichs. Der Ort in dem etwa 3.000 Menschen leben, teilt sich in zwei Bezirke. Die Unterstadt mit dem Hafen, hier landet auch die Fähre aus Sardinien, ist das Geschäftsviertel mit Shops, Boutiquen, Cafés und Restaurants. Hier kann man entspannt genießen. In die Oberstadt, dem älteren Teil Bonifacios, gelangt man über eine recht steile Treppe. Der Stadtteil liegt auf einer 1.500 Meter langen und ca. 200 Meter breiten Felsklippe, bis an den Rand mit schmalen, mehrstöckigen Häusern besetzt, die sich dicht an dicht, verbunden durch enge Gassen und steile Treppen, an diesen Felsen klammern. Von einigen Stellen hat man faszinierende Ausblicke auf die Felsküste und natürlich auch auf Sardinien.
Der raue Asphalt liefert uns ein Schräglagenfest
Doch jetzt aufs Motorrad. Nachdem wir die Stadt in nordöstlicher Richtung verlassen haben, führt unser Weg in einem weiten Bogen ins Landesinnere kurvenreich bis in die bedeutende Hafenstadt Porto Vecchio. Sie ist neben Bastia und Ajaccio ein wichtiges Handelszentum.
Und dann beginnt auch schon der Kurvenspaß. Vorbei am Stausee von Ospédale windet sich die mit immer mehr Kurven gespickte Straße nach Zonza, einem gemütlichen Bergdorf. Der Grip auf dem rauen Asphalt liefert uns ein astreines Schräglagenfest. Wir wedeln bergab in das waldreiche Rizzanése-Tal und erreichen auf der anderen Seite Aulléne. Zwei Pässe mit rund 950 Metern Höhe führen nun bis Bichisano und mit reichlich Kurvenvergnügen geht es danach südwärts bis nach Propriano. Hier beginnt der Rückweg nach Bonifacio. Wir durchqueren eines der besten Weinbaugebiete der Insel und erreichen über Sarténe nach dem Bocca di Curali (die Passhöhe beträgt, na ja, 107 Meter) die Südwestküste. Auf dem Rest unseres Weges verwöhnt uns der Ausblick auf die teilweise schroffe Felsküste und auf menschenleere Sandstrände, bis dann kurz vor der Ankunft in Bonifacio die sardische Küste schon wieder nach uns zu rufen scheint. Auf der Fähre sind wir uns dann schnell einig. Das war nicht der letzte Besuch auf Korsika.
Nach unserer Korsika-Visite machen wir uns auf gen Süden und folgen der Küste bis Rena Majore. Hier schlagen wir uns ins Landesinnere durch und wedeln auf kurviger Strecke durch abwechslungsreiche Landschaft, die uns ihre ganze Schönheit mit den Granit- und Basaltgesteinsformationen, ihren Kork- und Steineichen, aber auch der typischen Macchia präsentiert. Kurz vor San Pasquale biegen wir auf die SP70 ab und folgen der Wegweisung nach Arzachena. Fast kommen wir uns schon vor wie auf einer Achterbahn, so rasch wechseln die Kurven mit Bergauf- und Bergab-Passagen. Der griffige Asphalt tut sein Übriges dazu, um uns puren Fahrspaß zu bescheren. Als wir am Abend in der Agriturismo Candela ankommen, haben wir entsprechend einen ganzen Tankrucksack voller prächtiger Eindrücke.
An Arzachena vorbei bewegen wir uns am nächsten Morgen in grob südwestlicher Richtung und haben Calangianus und Tempio Pausania im Visier. Die Landschaft bietet uns ihre gesamte Palette von kargen, braunen Böden über dichte Macchia bis hin zu ausgedehnten Stein- und Korkeichenwäldern. Die relativ dünn besiedelte Region ist geprägt von zahlreichen Granitfelsen und Hügelland. Das kleine Städtchen Calangianus ist das Zentrum der sardischen Korkverarbeitung, kein Wunder, denn es ist umschlossen vom größten Bestand an Korkeichen auf ganz Sardinien. Hier treffen wir auf die SS127 und fahren auf ihr nach Tempio Pausania, Hauptstadt der Provinz Gallura.
Mit dem Bike zu Sarazenentürmen und Klippen
Wir schlängeln uns die Küstenstraße entlang weiter nach Südwesten, umfahren Sassari und erreichen die Küstenstadt Alghero. Der herrlich einladende Strand bietet zahlreiche Cafés für eine gemütliche Cappuccino- oder Espresso-Pause. Vom alten Hafen führt uns die Küstenstraße in südlicher Richtung nach Bosa. Fast 50 Kilometer herrliche Kurven gepaart mit Köstlichkeiten fürs Auge: Sarazenentürme, schroffe Felsen und Klippen, Strände und das herrliche Blau des Meeres offenbaren sich uns. Nach diesem Fahrvergnügen erreichen wir Bosa, die kleine Stadt am Temo, dem einzigen für die Schifffahrt geeigneten Fluss Sardiniens.
Um Kilometer zu machen und Zeit zu gewinnen, nehmen wir am nächsten Tag von Oristano die SS131, lassen die reizvolle Küsten- und Hügelregion rund um Iglesias und den südlichsten Zipfel Sardiniens bei Domus de Maria einfach rechts liegen und fahren in einem Rutsch bis nach Cagliari, der Inselhauptstadt.
Da wir aber noch ein paar Meter vor uns haben und ja schließlich Motorrad fahren wollen, fahren wir wenig später auf der SS125 in Richtung Villasimius und der Costa Rei weiter. Der zu ausgiebige Verzicht auf Kultur und Geschichte wird für uns wettgemacht durch phantastische Kurven und neuerlich beeindruckende Blicke auf die malerische Küste mit ihren feinen Stränden und der mediterranen Flora. Auch nach Villasimius und entlang der Costa Rei setzt sich dieses Szenario zu unserer Freude fort. Nach so vielen Kurven lenken wir unsere Bikes bei Castiadas wieder zurück auf die SS125, die uns gut ausgebaut rasch nach Norden bringt. Bei San Vito verlassen wir die Schnellstraße und schlagen uns wieder ins Landesinnere durch. Über Ballao und Escalaplano gelangen wir ins absolute Motorradfahrer-Paradies: Eine Kurve geht über in die nächste, es geht bergauf und bergab und der Asphalt bietet sensationellen Grip.
Durch Tortoli touren wir tags darauf Richtung SP27, um auf ihr gleich wieder mit einer neuerlichen Kurvenorgie zu beginnen. Die bekannten Steineichen wechseln sich hier mit dichtem Bestand kräftiger Kastanien ab und die kurvige Straße bringt uns ins wilde Bergland Sardiniens. Die Route führt uns vorbei an der nach einem Erdrutsch zerstörten und nun verlassenen Geisterstadt Gairo Vecchio und bietet uns grandiose Sicht über das Tal des Riu Pardu und auf weitere mögliche Streckenvarianten. Wir nehmen die SP11 und fahren in das Bergdorf Ulassai, das einem Adlerhorst gleich am Hang liegt.
Die Höhenstraße ist ein Kurventraum
Die SS125 ist unser Roter Faden, der uns am folgenden Tag sogleich in schwungvollen Kurven durch das Bergdorf Baunei nordwärts bringt. Es warten an die 50 Kilometer des reinsten Kurvenräuberns auf uns und bieten zudem weiterhin imposante Blicke auf tiefe Schluchten und wilde Felsen. Die perfekt ausgebaute Höhenstraße ist ein einziger Kurventraum, der über den Passo Genna Silana und durch den Nationalpark Parco Naturale del Gennargentu durch die unwahrscheinlich schöne Landschaft des Supramonte Gebirges führt.
Kurz hinter dem Lago del Cedrino schwenken wir links auf die SP46, biken an dem charakteristischen Bergstädtchen Oliena vorbei ins Landesinnere und somit ins Bergland rund um Orgosolo, wo sich zahlreiche Zeugen der Nuraghenkultur und deren Siedlungen finden. Schwungvoll geht es weiter über Hügel und an Weinbergen vorbei nach Mamoiada, dem ältesten Hirtendorf der Insel. Nach weiteren zahlreichen Straßenwindungen erreichen wir inmitten des Gennargentu, des höchsten Gebirges der Insel, auch dessen höchstgelegenes Dorf: Fonni.
Auf der SP7 stürzen wir uns wieder ins Kurvenvergnügen und nach dem Örtchen Desula in steilen Kehren hinab zur SS295, durchqueren wir nach atemberaubender Fahrt das Bergdorf Aritzo. Aritzo ist als Stadt der Kastanien bekannt, da es hauptsächlich von Kastanienwäldern umgeben ist. Rasant geht es dann über die auf einer Hochebene gelegenen Provinzhauptstadt Nuoro wieder in Richtung Küste, wo der Bauch unserer Fähre die Bikes wie ein großer Magnet ins Innere zieht. Für uns ist allerdings nach den vergangenen Tagen klar, dass unser Magnet ab sofort Sardinien heißt und uns sicher noch viele Male anziehen wird.
Abstecher 1: Castelsardo
An der Küste im Nordwesten der Insel blickt der Ort Castelsardo, hoch auf einem Felsen gelegen, erhaben übers Meer. Diese Aussicht war der Grund, warum sich an dieser Stelle Menschen niederließen. Die Meerenge zwischen Korsika und Sardinien war bestens zu kontrollieren. Heute dient die traumhafte Aussicht zuweilen ganz anderen Zwecken. Die meisten Besucher genießen nur das imposante Panorama und legen im Schatten des Schlosses in den engen Gassen eine kühle Pause ein. Will man jedoch der/dem Liebsten seine Zuneigung beweisen, bietet am Abend die untergehende Sonne genau die richtige Atmosphäre. Der Himmel färbt sich glutrot und setzt die Stadt mitsamt dem Felsen in eine atemberaubende Stimmung.
Abstecher 2: Inselhauptstadt Cagliari
Die Hauptstadt Sardiniens Cagliari ist mit rund 170.000 Einwohnern im Süden der Insel das Ballungszentrum und natürlich Mittelpunkt für Wirtschaft, Tourismus und Kultur. In der Stadt selbst und im Umfeld bieten sich unzählige Möglichkeiten, seinen Horizont zu erweitern. Beim Besuch des botanischen Gartens ebenso, wie in der Altstadt rund um das Schloss, bei einem Rundgang in einem der Museen oder Ausstellungen oder einfach am Strand dem berühmten Poetto. Den Hafen, die Salinen und die umliegenden Vorstädte sollen hier natürlich nicht unerwähnt bleiben. Dass in einer solchen Metropole auch am Abend ein umfangreiches Angebot besteht, ist nachvollziehbar.
Text: Andreas Wiesenzarter
Fotos: Andreas Wiesenzarter / Heinz E. Studt
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