Korrosion am Motorrad entfernen
Rost ist der gnadenlose Feind aller Motorräder. Wie man ihn genauso gnadenlos wieder los wird zeigen wir hier.
- Korrosion am Motorrad entfernen
- Korrosion entfernen – so geht’s
- 01 – Oberflächlichen Flugrost entfernen
- 02 – Mit Messingbürste Rost entfernen
- 03 – Leichte Säuren helfen Rost zu lösen
- 04 – Größere Rostflächen entfernen
- 05 – Letzte Rostreste mit Rostumwandler versorgen
- 06 – Motor von Korrosion befreien
- 07 – Pflegeöl schützt vor Korrosion
- Waschtag ist „Fett-Tag“:
Korrosion am Motorrad entfernen
Rostnester am Bike sehen nicht nur hässlich aus, sie schwächen auch das Material und fressen sich immer weiter, bis am Ende Löcher entstehen. Korrosion an Stahlteilen hat die bekannte braune Farbe, aber auch Aluminium korrodiert, hier wird das Metall durch Feuchtigkeit in eine weiße pulvrige Substanz umgewandelt, man sagt auch, es „blüht“.
Damit Korrosion gar nicht erst entsteht, werden Metallteile zum Beispiel lackiert oder verchromt. Aber das allein reicht nicht – verwitterter Lack oder völlig fettfreier neuer Chrom bieten der Witterung immer noch genug Angriffsfläche, weil durch die feinporige Oberfläche Wassermoleküle das Metall angreifen können. Daher sollte man lackierte und verchromte Metallteile (bis auf den Auspuff) wenn sie neu sind oder nach jeder Fahrzeugwäsche mit einem Polierwachs behandeln. Dies verschließt die Poren und als toller optischer Nebeneffekt entsteht nach dem Auspolieren eine schöne glänzende Oberfläche. Polierwachs ist daher bestens geeignet, einen neuen Chromscheinwerfer auch von innen, oder Cruiser-Trittbretter auch von unten gegen Witterungseinflüsse zu schützen. Denke immer daran – aufgrund mangelnder Pflege entstandener Rost ist von der Produkt-Gewährleistung nicht abgedeckt!
Mehr zum Thema Polieren findest du in unserem Schraubertipp Bauteile polieren.
Korrosion entfernen – so geht’s
01 – Oberflächlichen Flugrost entfernen
Ist Korrosion einmal da, sollte man sie möglichst frühzeitig entfernen. Leichter Flugrost auf Chromteilen lässt sich häufig noch mit Chrompolitur rückstandslos wegputzen, oder es bleiben nur winzige Rostpickelchen übrig, die nicht besonders auffallen.
02 – Mit Messingbürste Rost entfernen
Ist mit Chrompolitur allein nichts mehr auszurichten, kann man eine Messingbürste zur Reinigung hinzunehmen. Dann ist allerdings damit zu rechnen, dass bei Chrom an der behandelten Stelle der typische Glanz verlorengeht (was immer noch besser aussieht als der braune Rost).
Handelt es sich bei dem befallenen Teil um ein Gabelstandrohr oder die Dämpferstange eines Stoßdämpfers, müssen auch diese Pickelchen wegpoliert werden, denn hier können auch kleine Rauigkeiten dazu führen, dass der Dichtring aufscheuert und Dämpferöl austritt. Kommt man mit Politur nicht zum Ziel, kann mit sehr feinem Polierleinen weiter gearbeitet werden.
03 – Leichte Säuren helfen Rost zu lösen
Hat sich der Rost schon tiefer ins Material gefressen, kann man ihn entweder mechanisch oder chemisch entfernen.
Ein toller chemischer Rostlöser, den man in jedem Supermarkt für wenig Geld kaufen kann, ist Zitronensäure (genau, die kleinen gelben Plastikzitronen) oder auch Cola. Rostige Kleinteile legt man in ein unverdünntes Zitronensäurebad. An größeren Teilen kann man Bandagen aus saugfähiger Küchenrolle gut mit der Säure getränkt um die Roststelle legen. Ein paar Tage einwirken lassen, und schon lässt der Rost sich relativ leicht mit einer harten Kunststoffbürste oder einer Messingbürste entfernen.
04 – Größere Rostflächen entfernen
Größere Rostflächen kann man mit Wasserschleifpapier in grober und dann feiner werdender Körnung sauberschleifen. Nassschleifen deshalb, weil dabei weniger Staub entsteht.
Raschere und gründlichere Ergebnisse bringen Drahtbürstenaufsätze für den Einhandwinkelschleifer (Flex) oder für die Bohrmaschine. Sie dringen auch besser in Rostporen ein als Schleifpapier, das nur an der Oberfläche wirksam ist.
Natürlich kann man auch eine Hand-Drahtbürste verwenden, deren Wirkung aber deutlich geringer ausfällt. Beim Wegbürsten sollte man immer Atemschutz und Schutzbrille tragen und möglichst im Freien arbeiten, es entsteht Einiges an Staub. Eine Chromschicht wird diese Art der Behandlung nicht überleben!
05 – Letzte Rostreste mit Rostumwandler versorgen
Bleiben tiefe Rostkrater übrig, die nicht sauber werden, lassen sich verborgene Stellen, Winkel, Rohrmuffen, Rahmenteile und ähnliches mit Schleifpapier oder Drahtbürste nicht restlos säubern, kann man die Reste notfalls auch mit Rostumwandler einstreichen. Der kann nach dem Aushärten lackiert werden.
Wenn aber das betreffende Teil später verchromt oder pulverbeschichtet werden soll, muss die Entrostung wirklich hundertprozentig sein. Dann sollte man das Bauteil einem Fachbetrieb zum Feinstrahlen übergeben. Je nach Material und Korrosionsgrad wird es dort mit Walnussschrot, Glasperlen oder Sand (am gröbsten) beschossen – das Ergebnis ist eine perfekt entrostete und gleichzeitig entlackte, matte, mehr oder weniger raue Oberfläche.
06 – Motor von Korrosion befreien
Soll ein Motor mit dem oben genannten Strahlgut von Korrosion befreit werden, muss dieser zuvor völlig zerlegt werden, damit nur das Gehäuse mit geschützten Dichtflächen gestrahlt werden kann. Niemals einen kompletten Motor sandstrahlen, es gelangt immer Strahlgut nach innen, auch wenn man ihn noch so gut abklebt – und dieses führt dann später zu überaus raschem Motorverschleiß. Einzige Ausnahme: Leicht korrodierte Alumotoren kann man komplett mit Trockeneis strahlen, dies ist zwar kostspielig, garantiert aber, dass kein Strahlgut im Motor Schaden anrichten kann.
07 – Pflegeöl schützt vor Korrosion
Die entrosteten Teile müssen schließlich vor neuer Korrosion gut geschützt werden. Man kann sie mit Lack überziehen, verchromen, verzinken, einwachsen, einfetten oder einfach mit einem öligen Lappen abwischen. Alu kann man farbig eloxieren, Stahl brünieren. Es gibt also zahlreiche mehr oder weniger dauerhaft wirkende, mehr oder weniger kostenintensive Methoden, der Korrosion einen Riegel vorzuschieben. Man wähle je nach Material, gewünschtem Look und individuellen Möglichkeiten.
Nur den Auspuff sollte man im Betrieb immer fettfrei halten, denn durch die Hitze würde das Fett einbrennen und hässliche bräunliche Verfärbungen erzeugen, die dann wieder den Einsatz von Chrompolitur erfordern.
Bonus-Tipps für echte Schrauber
Waschtag ist „Fett-Tag“:
So ein frisch gewaschenes und geputztes Motorrad ist ein bezaubernder Anblick. Alles blinkt und glänzt im Sonnenschein. Aber nicht vergessen: Jetzt schlägt die Stunde von Schmieröl, Grafit, Kettenfett & Co. Damit alles schön gängig bleibt und Rost keine Chance hat!
Das Louis Technikcenter
Solltest du eine technische Frage zu deinem Motorrad haben, wende dich gerne an unser Technik-Center. Dort hat man Erfahrung, Nachschlagewerke und Adressen ohne Ende.
Bitte beachten!
Bei den Schraubertipps handelt es sich um allgemeine Vorgehensweisen, die nicht für alle Fahrzeuge oder alle einzelnen Bauteile zutreffend sein können. Die jeweiligen Gegebenheiten bei dir vor Ort können unter Umständen erheblich abweichen, daher können wir keine Gewähr für die Richtigkeit der in den Schraubertipps gemachten Angaben übernehmen.
Wir danken für dein Verständnis.
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